Eine Stunde vor dem viel zu frühen Wecker wachte ich auf – fühlte mich aber trotzdem hundemüde. Also Wecker um drei Stunden vorgestellt, umgedreht und weitergeschlafen. Der frühe Vogel kann mich heute mal.
Deshalb wurde es heute nichts mit Abu Dhabi. Kurzentschlossen tauschte ich die Tage: Morgen fahre ich, heute bleibe ich noch in Dubai.
Ganz ohne Trödeln war ich aber trotzdem bald auf den Beinen: frisch machen, anziehen, Gepäck packen und ab zum Frühstück.
Danach ging es zum Dragon Mart, den riesigen Markthallen am Stadtrand. Hier gibt es wirklich alles: von Handyhüllen und T-Shirt-Pressen bis hin zu Möbeln und elektrischen Rollstühlen – ein skurriler, aber faszinierender Einkaufsort.
Gegen Mittag fuhr ich weiter zur Jumeirah Moschee, die zweimal täglich (außer freitags) Führungen anbietet. Die Teilnahme kostet 10 €, inklusive kleiner Museumsausstellung und arabischer Snacks. Die Tour war schlichter als erwartet, dafür umso lehrreicher.
Eine sehr freundliche Guide erklärte uns die Regeln: Schuhe aus, für Herren gab es traditionelle Roben bei zu freizügiger Kleidung, und Damen ohne Kopftuch bekamen eines gestellt. Dann betraten wir die Haupthalle, deren Boden komplett mit hochwertigem Teppich ausgelegt ist. Wir setzten uns in der Mitte und lauschten.
Die fünf Säulen des Islam wurden erklärt:
Sie begann mit den beiden Engeln auf unseren Schultern: der eine notiert das Gute, der andere das Böse. Zum Gebet erläuterte sie, dass die fünf täglichen Gebetszeiten am Sonnenstand hängen und täglich schwanken. Erstaunlich: In Dubai gibt es rund 1 500 Moscheen, jede mit eigenem Imam und eigenem Gebetsruf. In Abu Dhabi hingegen ruft nur ein Imam, und sein Ruf wird live in alle Moscheen übertragen.
Normalerweise beginnt die Führung vor der Moschee mit der Waschzeremonie, doch bei der Hitze demonstrierte ein Kollege stattdessen drinnen, wie das rituelle Waschen abläuft – jeder Schritt wird dreimal wiederholt.
Danach durften wir noch einem Gebet zuschauen, bevor sie zu den letzten drei Säulen des Islam überging. Ihre Erklärungen waren sehr spannend, leicht verständlich und schlüssig. Anschließend bat sie uns, alle Fragen zu stellen, die uns im Kopf herumschwirrten – gerne auch schwierige. Einige aus der Gruppe nutzten die Chance und fragten unter anderem, warum Frauen nicht mit den Männern gemeinsam beten.
Über die Antwort war ich verblüfft. Erstens: Für Männer gibt es „Bonuspunkte“ – so erklärte sie es bildlich – vom Engel auf der rechten Schulter nur, wenn sie zum Gemeinschaftsgebet in die Moschee kommen. Frauen hingegen erhalten diese Punkte unabhängig davon, wo sie beten. Da Frauen im Islam traditionell stärker in Haushalt und Kinderbetreuung eingebunden sind, haben sie es so einfacher: Sie müssen nicht fünfmal täglich losrennen und können auch zu Hause beten.
Zweitens: Der separate Bereich für Frauen ist ein Angebot, keine Pflicht. Sie können selbst entscheiden, ob sie sich lieber unter ihresgleichen aufhalten oder mitten unter den Männern beten möchten. Und ehrlich gesagt – ich an ihrer Stelle würde mir das auch zweimal überlegen. Denn wer will schon beim Gebet dauernd den prüfenden Blicken fremder Männer ausgesetzt sein? Da ist so ein eigener Bereich manchmal schlicht die angenehmere Wahl.
Auch in Bussen und Bahnen gibt es hier reine Frauenbereiche; Männerbereiche habe ich hingegen nirgends gesehen. Es zeigt, wie unterschiedlich Perspektiven sein können und wie viele unbewusste Vorurteile wir alle mit uns herumtragen.
Selbst Menschen wie ich, die denken, weltoffen und tolerant zu sein, erkennen hier, mit wie vielen Vorurteilen man aufwächst – und wie viele man auch unterbewusst mit sich herumträgt.
Nach der Fragerunde machte ich noch einige Fotos und fuhr dann zurück zum Dragon Mart, um weiter nach einer Ladestation fürs Handy zu suchen. Ich fand sie – sowie einige Kleinigkeiten für Steffi und Kollegen.
Auf dem Rückweg zum Hotel legte ich noch einen kurzen Stopp am Hard Rock Café und in der Festival City Mall ein. Beides ganz nett – ein entspannter Ausklang des Tages. Zurück im Hotel begann ich schon mal mit den Vorbereitungen für die Abreise übermorgen früh: Wäsche waschen, Koffer packen, ein bisschen Ordnung schaffen. Nebenbei lief ein Hörbuch, das den Abend angenehm ausklingen ließ. So habe ich morgen den Kopf frei – vielleicht sogar noch für den Abstecher nach Abu Dhabi. Mal sehen, was der Tag bringt.
Jetzt aber ab ins Bett. Bis morgen.