Die Landrover der Wüstentour bei Sonnenuntergang

14.09.2024 Wüstensafari

Heute war Wüstentag! Und wie es sich für einen anständigen Wüstentag gehört, habe ich erst mal so tief geschlafen, dass selbst ein Kamel neidisch geworden wäre. Trotzdem fühlte ich mich beim Aufstehen wie nach zwei durchzechten Nächten in einer Disco ohne Musik – irgendwie leer und energielos. Nicht mal mein sonst so verlässliches Frühstück konnte helfen. Aber halb so wild, denn am Vormittag gab es nur eine Aufgabe: nichts tun. Und das habe ich dann auch richtig gut erledigt. Mission Entspannung: erfolgreich.

Um 15:45 – also überpünktlich – wurde ich für meine gebuchte Wüstensafari abgeholt. Der Pickup, der mich einsammelte, war so hoch wie mein Selbstvertrauen nach dem dritten Espresso – Steffi, Du hättest eine Leiter gebraucht, ehrlich! Mit an Bord: ein frisch verheiratetes Paar aus London, auf Hochzeitsreise. Unser Fahrer? Charmant, routiniert, mit einem Hauch von „Fast & Furious“, aber immer sicher unterwegs. Nach etwas mehr als einer Stunde (inklusive ein bisschen Dubai-typischem Stau) erreichten wir die Wüste.

Dort ging’s auch gleich zur Sache: Kopftücher im Beduinenstil, eine stylische Thermotrinkflasche mit eiskaltem Wasser und dann ab in den offenen Land Rover – ein Klassiker ohne Dach, dafür mit Charme und maximalem Fotopotenzial. Ich hatte mich bewusst gegen die klimatisierte Variante und auch gegen den Kamelritt entschieden – ich wollte schließlich Bilder machen und nicht durch eine Glasscheibe oder vom schaukelnden Wüstenschiff aus. Profifotografen und sogar eine Drohne begleiteten uns – ein Rundum-sorglos-Paket für Foto-Fans.

Die Fahrt durch die Wüste dauerte etwa eine Stunde und war gespickt mit Stopps – sowohl an Aussichtspunkten als auch ganz spontan, wenn etwas Interessantes am Wegesrand auftauchte. Und zu sehen gab’s einiges:

  • Arabische Oryx
  • Kropfgazellen
  • Arabische Gazellen
  • Apothekerskinks
Ich vor einem der Landrover in der Wüste Dubais

Apothekerskinks sind faszinierende kleine Wüstenbewohner, die aussehen wie eine Mischung aus Mini-Drachen und Glitsch-Echsen. Umgangssprachlich nennt man sie auch Sandfische, denn sie bewegen sich auf und im Wüstensand, als würden sie darin schwimmen – oder besser gesagt: tauchen. Ihre flachen, glänzenden Körper gleiten durch den heißen Sand wie durch Wasser, was irgendwie surreal aussieht und mich an lebendig gewordene Special Effects erinnert. Wirklich ein verrückter Anblick.

Am Ende der Safari wartete eine charmante kleine Oase mit Bar auf uns – natürlich aus Palmenblättern. Serviert wurde unter anderem ein fast schwarzer Fruchtsaft, der sehr süß war und geschmacklich stark an Brombeeren erinnerte. Sehr lecker das ganze. Dazu Sitzkissen auf großen perischen Teppichen im Sand, ein goldener Sonnenuntergang am Horizont – Arabian Nights in Live-Version.

Arabische Oryx.

Kurz danach trat ein junger Mann mit einem Falken auf dem Arm vor uns und erzählte spannend und mitreißend von der jahrhundertealten Tradition der Falknerei. Wusstet Ihr, dass Beduinen ihre Falken jedes Jahr nur für einige Monate einfingen und dann wieder in die Freiheit entließen? Eine wunderschöne Verbindung zwischen Mensch und Tier – geprägt von Respekt, Zweck und temporärer Partnerschaft.

Es wurde langsam dunkel, also sprangen wir nochmal in die Land Rover, um zu einem traditionellen Beduinencamp zu gelangen. Dort erwartete man uns mit Rosenwasser zum Händewaschen, traditionellem Kaffee (ich war überrascht, wie gut der schmeckte!) und saftig-süßen Datteln, die mit unseren Supermarktversionen wirklich nichts gemeinsam hatten.

Bei einer kleinen Führung durchs Camp erfuhren wir viel darüber, wie Beduinen früher Gäste empfingen: Drei Tage blieben Besucher typischerweise, bekamen gutes Essen und Zeit zur Erholung. Spannend war auch, wie das Menü je nach Wichtigkeit des Gastes variiert wurde – von einfachem Lamm bis hin zu… Austern! Jawohl, Austern in der Wüste. Die mussten damals per Eilkurier vom 70 Kilometer entfernten Meer gebracht werden – Wüstencatering Deluxe.

Dann durfte ich sogar einen Mini-Ausritt auf einem Kamel machen (so kurz, dass man ihn eigentlich auch als „Kamelgruß“ bezeichnen könnte), bevor das Abendessen serviert wurde. Und was für eins! Ein Fünf-Gänge-Menü mit allem, was das Herz begehrt: Austern, Linsensuppe, diverse Vorspeisen, reichlich Fleisch, Reis, Gemüse – und zum süßen Finale: Luqaimat (kleine Teigbällchen mit Dattelsirup) und Kamelmilcheis. Ja, das gibt’s wirklich. Und ja, es schmeckt überraschend gut!

Bevor es aber den Nachtisch gab, erfreute uns noch eine kleine Musik- und Tanzeinlage, gefolgt von einem Vortrag über die Sternenkunde der Beduinen. Besonders faszinierend: Im Sommer reisten sie meist nachts, um der Hitze zu entgehen, und orientierten sich dabei an den Sternen. Praktisch und spannend zugleich.

Bevor es wieder zurück zur Zivilisation ging, blieb gerade noch Zeit für ein kleines Henna-Tattoo auf meinem Unterarm und einen Blick auf die professionellen Safari-Fotos. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und habe ein paar schöne Erinnerungsstücke gekauft.

Auf der Rückfahrt plauderte ich mit dem Londoner Paar noch lange über das Reisen. Ihre nächste Idee: Spontantrip durch Südostasien mit nur Hin- und Rückflug nach Singapur – alles andere ergibt sich unterwegs. Hmm… kommt mir irgendwie bekannt vor! Genau so haben Steffi und ich letztes Silvester verbracht. Also tauschten wir noch schnell ein Safari-Video gegen ein paar Kontakte von unserer damaligen Regenwaldtour in Indonesien. Tauschhandel auf Beduinen-Art.

Und als wäre das alles nicht schon schön genug gewesen, gab’s zum krönenden Abschluss noch ein Feuerwerk – direkt vom Balkon meines Apartments aus zu sehen, über dem nächtlichen Strand von The Palm Jumeirah. Romantischer geht’s kaum. Nur Steffi hat noch gefehlt.

Jetzt aber: Gute Nacht. Morgen wartet schon das nächste Abenteuer – ein Tagesausflug nach Abu Dhabi mit großer Moschee und königlichem Palast. Ich freu mich drauf.

Bis morgen.

Sternenkunde im Beduinencamp