Heute Morgen war der Regen endlich vorbei. Die Luft blieb zwar feucht und schwer, aber zumindest kam kein Wasser mehr von oben. Ich verbrachte den Vormittag trotzdem am Rechner – ein bisschen Basteln, ein paar Abstimmungen mit der Arbeit. Gegen halb zwölf hielt ich es dann nicht mehr aus und machte mich auf den Weg.
Erstes Ziel: das Lincoln Memorial. Heute mal zu Fuß. Ich musste nur im Kreisverkehr vor der Hoteltür die richtige Ausfahrt nehmen und dann immer geradeaus in Richtung National Mall. Am Constitution Garden bog ich rechts um den kleinen See, und schon thronte er vor mir – Abraham Lincoln, riesengroß und steinern, ernst und überdimensional auf seinem Marmorsessel. Wie immer war einiges los, viele Touristen. Gefühlt war auch heute wieder jeder zweite Erwachsene in Uniform – Cops aus allen Teilen des Landes, wie es schien.
Vom Lincoln Memorial aus lief ich weiter zum World War II Memorial. Dort hatte ich Glück und wurde Zeuge einer kleinen Ehrung für Kriegsveteranen. Es war bewegend zu sehen, wie hier Menschen geehrt werden, die sich für ihr Land eingesetzt haben. Gleichzeitig brachte es mich – wie immer bei solchen Themen – ins Grübeln. Warum muss es überhaupt Kriege geben? Was für ein unnötiger Wahnsinn.
Ich setzte meinen Spaziergang fort, weiter auf Fotosafari Richtung Washington Monument, dem riesigen Obelisken, der zwischen National Mall und Weißem Haus aufragt.
Ich machte noch einen kurzen Abstecher zur Südseite des Weißen Hauses, stellte aber fest: Für Fotos ist diese Seite eher ungeeignet. Der hohe Zaun verdeckt zu viel vom Gebäude. Mein Tipp: Entweder mit starkem Zoom von der Wiese vor dem Washington Monument aus fotografieren – oder besser gleich zur Nordseite gehen. Dort kommt man bis an den Zaun und hat deutlich bessere Sicht für gute Fotos.
Nächstes Ziel war wieder das Café du Parc, direkt neben dem Weißen Haus. Dort war ich vorgestern schon einmal gewesen. Auf dem Weg dorthin kam ich am World War I Memorial vorbei. Es ist deutlich kleiner und ruhiger als die anderen Denkmäler, aber die Figuren sind beeindruckend detailgetreu und wirken wie mitten aus einer dramatischen Kriegsszene herausgelöst. Trotzdem – oder gerade deshalb – entschied ich mich, keine Fotos zu machen. Ich wollte mir nicht noch mehr Kriegsbilder einfangen und ließ lieber meine Gedanken weiter schweifen.
Im Café gönnte ich mir einen süßen Iced Tea, schrieb ein paar Zeilen an diesem Blogeintrag und versuchte, etwas abzukühlen. Auch ohne Regen war die Luftfeuchtigkeit heute so hoch, dass man schon beim Spazierengehen ins Schwitzen kam.
Nach kurzer Zeit meldete sich dann der Hunger. Im Café du Parc hätte ein trockenes Croissant über fünf Dollar gekostet – also suchte ich mir etwas anderes. Mir war nach asiatisch, am liebsten mit Reis. Ein Foodtruck wäre schön gewesen, aber ich wurde auch so fündig: In der Nähe des FBI-Hauptquartiers entdeckte ich ein kleines koreanisches Schnellrestaurant namens Rice Bar Market Place. Dort füllte ich einen Bestellzettel aus und bekam eine leckere Bowl mit Reis, Hähnchen und Gemüse im Poké-Stil. Genau das, was ich gebraucht hatte.
Danach ging es weiter zur National Gallery of Art. Steffi hatte mir ein Foto geschickt, das irgendwo in der Nähe aufgenommen worden war – es zeigte die Kuppel des Capitols, eingerahmt von Bäumen und Pflanzen. Ich suchte eine Weile, fand den Ort dann tatsächlich – ein wirklich schönes Motiv.
Anschließend lief ich weiter in Richtung Capitol. Auf der 3rd Street, direkt am Capitol Reflecting Pool, standen zahlreiche Polizeifahrzeuge zur Schau: alte, neue und ausgefallene Modelle. Später fuhren sie sogar alle mit Sirene an mir vorbei – laut und beeindruckend.
Ich schlenderte noch weiter nach Chinatown, aber dort war die Luft endgültig raus. Ich hatte keine Lust mehr auf gar nichts, also stieg ich in die Metro und fuhr zurück zum Apartment. Auf dem Weg holte ich mir noch schnell einen Doughnut für später.
Im Placemakr angekommen, startete ich direkt eine Ladung Wäsche und machte es mir danach gemütlich. Ich ließ einen Film nebenher laufen und genoss einfach mal ein bisschen die Ruhe. Zum Abendessen gab’s eine Kombination aus Honig-Mango und Sandwich – simpel, aber genau das Richtige um den Tag in Ruhe ausklingen zu lassen.
Gegen 22 Uhr war ich dann ziemlich erledigt. Ich kuschelte mich ins Bett, ließ noch kurz den Tag Revue passieren und schlief schließlich ein. Gute Nacht, DC.
Bis morgen.