Der Blick vom Huddson River in Richtung Manhatten

11.05.25 Auf nach Washington D.C.

Was für eine Nacht. Und das meine ich leider nicht im positiven Sinne. Das Fenster meines Hotelzimmers war, freundlich gesagt, eine akustische Katastrophe. Es fühlte sich an, als läge ich direkt auf dem Gehweg vor der Tür – ohne Scheibe dazwischen. Die Gäste der Bar unter dem Zimmer hatten bis etwa zwei Uhr nachts offensichtlich beste Laune, rauchten und redeten lautstark direkt unter meinem Fenster. Danach folgten Müllabfuhr und Straßenreinigung, als wären sie Teil eines urbanen Nachtprogramms. Um vier Uhr war ich endgültig wach – an erholsamen Schlaf war nicht mehr zu denken.

Aber hey, was soll man machen? Ich nutzte die Zeit. In aller Ruhe machte ich mich frisch, schrieb mit Freunden und Steffi, die ich zu diesem Zeitpunkt wirklich vermisste. Alleine unterwegs zu sein ist okay – aber schöner ist’s zu zweit. Immerhin konnte ich mich schon mal online in meiner Unterkunft in Washington D.C. einchecken, was den späteren Ablauf enorm vereinfachen sollte.

Gegen sechs Uhr zog es mich raus auf die Straße. Noch war es angenehm ruhig in der Stadt, geradezu friedlich. Ich steuerte einen Bäcker an, den ich am Tag zuvor entdeckt hatte – Paris Baguette, nur ein paar Minuten entfernt. Der Geruch kam mir schon einen Block vorher entgegen: frisches Gebäck, Croissants, süßes Zeug – ein Traum. Mein Frühstück bestand aus einem Decaf Latte, einem riesigen Breakfast Sandwich und einem Coffee Danish, die ich in aller Ruhe am Fenster verspeiste.

Baseball Spieler im Central Park

Preislich mit rund 16 Euro völlig okay für die Gegend – und qualitativ absolut überzeugend. Wäre da nicht die Aircon gewesen, die zehn Minuten später mit voller Kraft loslegte. Also saß ich da mit Windjacke – im Mai. New York, du bist manchmal schräg.

Gestärkt drehte ich noch eine kleine Runde um den Block, bevor ich in den M7-Bus Richtung Norden stieg. Der Fahrer war bemerkenswert freundlich – vor allem, als ein Rollstuhlfahrer zustieg. Der Busfahrer kümmerte sich höchst persönlich, sicherte den Rollstuhl sorgfältig und achtete darauf, dass alles passt, bevor es weiterging. In Deutschland wäre man da froh, wenn die Rampe halbwegs funktioniert. Hier war es echter Service. Es sind diese kleinen Dinge, die einen Moment besonders machen.

Placemakr Dupont Circle

Ich stieg am Central Park aus, genoss die frische Luft und das bunte Treiben. Auf einer Wiese beobachtete ich ein Baseballspiel, drehte ein kleines Geburtstagsvideo für meinen Kumpel Klausi und ließ mich einfach treiben. Es war eine dieser kleinen Auszeiten, in denen man nichts tun muss – außer atmen und schauen.

Später fuhr ich mit der Metro zurück ins Hotel, packte meine Sachen und besorgte noch Getränke für die Zugfahrt. Und – großer Erfolg – ich fand endlich Boar’s Head-Produkte, die mir mehrfach empfohlen worden waren. Um 10:30 Uhr war Checkout. Ich bestellte mir ein Uber zur Penn Station und kam dort pünktlich an. Noch schnell ein Chicken Sandwich und einen Brownie geholt – für alle Fälle – und dann begann das Warten. Erst etwa 20 Minuten vor Abfahrt wurde endlich das Gleis angezeigt. Ich war nicht der Einzige, der ungeduldig am Bildschirm klebte. Als das Gate freigegeben wurde, strömten die Massen los.

Der Zug war gut gefüllt. Ich hatte einen Platz am Fenster, ein bisschen eng vielleicht, aber völlig okay. Ich nutzte die Zeit, um am Blog zu schreiben – der perfekte Moment, um alles festzuhalten, solange es noch frisch war. Die Fahrt an sich war entspannt, auch wenn die Landschaft draußen recht unspektakulär an mir vorbeizog. Vorbei an Backsteinhäusern, kleinen Industriegebieten und immer wieder an großen Highways.

Mit etwa 15 Minuten Verspätung rollte der Zug schließlich in Washington Union Station ein. Kein Problem, ich hatte keinen festen Zeitplan. Ich hatte mir bereits vorab eine SmartTrip-Karte digital aufs iPhone geladen, sodass der Umstieg in die Red Line der Metro ganz unkompliziert verlief. Ich fuhr bis Dupont Circle und lief die letzten Meter zur Unterkunft.

Ich wohne für die nächsten Tage im Placemakr Dupont Circle, Zimmer T0201 – ein modernes Apartment mit Küche, Waschmaschine und allem, was man für eine Woche so braucht. Und: Ich hatte morgens schon eingecheckt, sodass alles reibungslos lief. In der Zwischenzeit hatte ich eine Mail mit dem PIN-Code für die Türen erhalten. So war ich innerhalb weniger Minuten im Zimmer. Es liegt zwar im Tiefparterre, aber wenn das bedeutet, dass ich endlich mal eine ruhige Nacht habe, nehme ich das sehr gern in Kauf.

Nach einer kurzen Pause zog es mich wieder raus – ich war neugierig auf die Stadt. Also ging ich zu Fuß zum Weißen Haus, vorbei an eindrucksvollen Gebäuden und gepflegten Parks. Auf den Straßen standen an jeder Ecke Polizeiautos und und schienen auf irgendwas zu warten. Kurze Zeit später war klar was. Zwei Motorradkolonnen bugsierten hier mehrere Reisebusse im Eiltempo durch die Stadt.

Vom Weißen schlenderte ich grob weiter Richtung National Mall und der Smithsonian Station. Eigentlich wollte ich unterwegs nach neuen Schuhen schauen – dabei landete ich bei TJ Maxx. Und wie das so ist: Ich sah ein schickes Basecap für 13 Dollar und vergaß auf der Stelle, warum ich eigentlich hergekommen war. Schuhe? Morgen vielleicht.

Bevor es zurück ins Apartment ging, machte ich noch einen kurzen Halt bei CVS – leider der einzige halbwegs erreichbare Laden in der Nähe. Für ein paar grundlegende Lebensmittel ließ ich dort überraschend viel Geld. Für morgen steht daher auch noch auf dem Plan, einen echten Supermarkt zu finden.

Gegen 20:30 Uhr war ich zurück im Zimmer. Ich war platt. Kein Wunder, nach der kurzen Nacht, der Reise und all den Eindrücken. Und morgen früh um sechs startet schon mein erster Arbeitstag aus der Ferne – das Homeoffice reist mit. Also Wecker auf 5:30 Uhr gestellt, Laptop bereitgelegt – und dann endlich: Licht aus.

Bis morgen.

Das Capitol